BIM ist die Zukunft der Planung und des Gebäudebetriebs, so das Fazit des vom Erfolgslabor der Schraner Group organisierten Treffens. Diskutiert wurden konkrete Schritte zur Umsetzung und erste Weichenstellungen getätigt.
„BIM ist die Zukunft der Planung und des Gebäudebetriebs“, sagt Dr. Peter Burnickl. Der Ingenieur und Inhaber des gleichnamigen Ingenieurbüros mit Sitz in Velburg gehört zu den Vorreitern der BIM-Planung in Deutschland und spricht beim BIM-Tag in Erlangen aus der Praxis. Organisiert und eingeladen zu dieser Veranstaltung hatte das Erfolgslabor der Schraner Group. Mittlerweile arbeite er bei zehn Prozent seiner rund 230 Projekten pro Jahr mit dieser Methode. Obwohl der anfängliche Aufwand, alle Beteiligten ins Boot zu holen erst einmal größer ist als beispielsweise bei der CAD-Planung, sieht er klare Vorteile in der Gebäudeplanung: „Die Vorteile sind, dass man Kollisionen früher und einfacher feststellen kann.“ Außerdem verkürze sich die Planungszeit, „wenn alles korrekt gemacht wird und alle an einem Strang ziehen“, sagt Dr. Burnickl.
Die Bauwerksdatenmodellierung ist für ihn die konsequente Weiterführung einer 3D-Planung. „Das bedeutet konkret, dass alle Gebäudekomponenten mit weiterführenden Informationen versehen sind. Das nennt sich dann auch 4D-, 5D-, 6D- oder sogar 7D-Planung. Es werden Herstellerinformationen, Zeitpläne und viele weitere Attribute hinzugefügt. So ist darin verzeichnet, wann zum Beispiel Komponenten oder Bauteile, wie Wände, Decken, Rauchmelder etc. verbaut werden müssen“, so Dr. Burnickl. Für den Gebäudebetrieb werden im sogenannten „as-bulit-Modell“ auch Wartungsanweisungen und „end-of-life-Termine“ hinterlegt. Auf diese Weise habe der Gebäudeservice alles im Überblick und unter Kontrolle. Sowohl für die Gebäudeplanung als auch für den Gebäudebetrieb eigne sich BIM daher als fortlaufendes Planungstool und werde über kurz oder lang auch Standard für die Sicherheitstechnik.
Nachteile der Methode lassen sich in der Praxis leicht ausgleichen
„Die Nachteile der BIM-Planung sind die Datenmengen und der anfängliche Aufwand, alle Beteiligten ins Boot zu holen“, weiß Dr. Burnickl aus der Praxis. Deshalb empfiehlt er, erst dann in die gemeinsame Planung mit BIM einzusteigen, wenn die wesentlichen Eckpfeiler der Architektur und des Projektes stehen.
Durch BIM werden neue Produkte entstehen
„In Anwesenheit von zahlreichen marktführenden Vertretern der Brandschutz und Sicherheitstechnik konnten sich die Teilnehmer in offenen Dialogen über den aktuellen BIM-Entwicklungsstand und die steigenden Anforderungen durch die BIM-Planungsmethodik austauschen“, so lautet das Fazit von Christoph Neher von der Siemens AG Building Technologies Planner & Architects Office mit Sitz in Frankfurt am Main. „Die sehr interessanten Fachvorträge eines Gesamtplanungsbüros und eines mittelständischen Bau-Unternehmens vermittelten dem Auditorium einen guten Überblick über den aktuellen Stand der BIM-Implementierung. Damit verbundene Erwartungen an die vorgelagerte Wertschöpfungskette wurden thematisiert und diskutiert.“
Bemerkenswert sei gewesen, dass derzeit offenbar die meisten eingesetzten BIM-Anwendungsfälle, wie 4D oder 5D, sich auf den Vorteil für die Phase der Gebäudeerrichtung beziehen würden und kaum Vorgaben für das Facility Management in der frühen BIM-Projektphase von den Investoren getätigt werden würden, so Neher. Künftig werde die Sicherheitstechnik wohl stärker mit Funktionen der Raum-Automation angereichert werden.
„Es werden dadurch neue Produkte entstehen, die den Digitalen Zwilling als Basis für Simulationsanwendungen im Gebäudebetrieb verwenden“, so seine Einschätzung. „Die Kombination von Präsenzmelder und dynamischer Echtzeit-Berechnung von Evakuierungswegen, die im Notfall die Fluchtwegslenkung steuern, wären ein Beispiel dafür. Ebenso die Vorgabe der Feuerwehr-Angriffswege über die dynamische Navigation zu den betroffenen Rauchmeldern ist gerade bei großen Gebäuden ein interessanter Anwendungsfall, dessen Ausgangsbasis das BIM-Model ist.“
BIM bietet Vorteile bei Planung, Dokumentation und für den Betrieb
„BIM wird eine weitere Herausforderung im Digitalisierungsprozess sein, dem sich die Facherrichter stellen müssen“, sagt Uwe Gleich, Geschäftsführer der Gleich GmbH Sicherheits- und Medientechnik mit Sitz in Aschaffenburg nach der Veranstaltung. „Aktuell sind die Berührungspunkte noch sehr wenige, aber in Zukunft werden wir sicherlich täglich mehr damit konfrontiert.“ Gerade für die vielen kleineren oder nicht ganz so innovativen Firmen werde es hier schwer Schritt zu halten. „Für diejenigen, die den Weg aber konsequent mitgehen werden, wird es in Zukunft viele Vorteile geben bezüglich der Qualität von Planungen und Dokumentationen sowie den Betrieb.“
Den BIM-Tag selbst bewertet Uwe Gleich als positiv: „Der BIM-Tag war eine sehr gelungene Veranstaltung. Es hat mal wieder gezeigt, dass die Firma Schraner, bzw. Stefan Schraner in Person, innovativ nach vorne denkt und mit gezielten Impulsen die Branche beeinflusst.“ Dieses „Antreiben“ sei absolut notwendig, „da der Austausch zwischen allen Teilnehmern in der Sicherheitsbranche – also vom Planer bis zum Anwender – noch viel zu wenig gelebt wird. Ich habe mich sehr über die Informationen aus erster Hand gefreut, den Austausch mit Kollegen, Bauunternehmern sowie Planern und Herstellern“, so sein Fazit.
Uwe Gleich sieht mit Blick auf die nächsten Schritte und Maßnahmen zunächst die Hersteller und Lieferanten in der Pflicht: „Zuerst müssen unsere Lieferanten mal ihre Hausaufgaben machen. Hier wird es notwendig sein, dass sich zunächst alle auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner verständigen, um es den Planungsbüros zu ermöglichen, herstellerneutral planen zu können.“ Gleichzeitig müssten Datenbanken mit BIM-Modellen zur Verfügung stehen, damit es mit vertretbarem Aufwand möglich werde, diese nach und nach mit Informationen zu füllen oder gegen andere Modelle auszutauschen. „Gerade in unserer Branche mit den unendlich langen Entwicklungszyklen wird es spannend, wie diese Herausforderung umgesetzt wird.“ Videosicherheitstechnik werde hier wohl deutlich schneller am Ziel sein als die Brandmeldetechnik.
„Verbindliche Standards für die Praxis schaffen: Auch dafür wurden erste konkrete Maßnahmen an diesem Tag in Erlangen in die Wege geleitet“ freut sich Organisatorin Dr. Verena Schraner.
Weitere Informationen: www.erfolgslabor.com
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