Warum es sich für Bauherren lohnt, auf diese Planungsmethode zu setzen und wo ein Umdenken stattfinden muss, erläutert der Geschäftsführer der Burnickl Ingenieure im Interview.
In vielen Ländern gehören Planungen mit der BIM-Methode, das steht für Building Information Modeling, bereits zum Standard. Und auch in Deutschland setzen immer mehr Fachleute für die effiziente und zeitgemäße Planung von Gebäuden auf die Bauwerksdatenmodellierung. Welche Vorteile die Methode hat und welche Vorrausetzungen ein BIM-Projekt benötigt, darüber spricht der Geschäftsführende Gesellschafter der Burnickl Ingenieur GmbH, Dr. Peter Burnickl. Das Ingenieurbüro mit 100 Mitarbeitern realisiert rund 230 Projekte pro Jahr. Rund 10 Prozent davon bereits mit BIM.
Was ist BIM und wie kann man sich diese Methode konkret vorstellen?
Dr. Peter Burnickl: BIM ist die Weiterführung einer 3D-Planung. Das bedeutet konkret, dass alle Gebäudekomponenten mit weiterführenden Informationen versehen sind. Das nennt sich dann auch 4D-, 5D-, 6D- oder sogar 7D-Planung. Es werden Herstellerinformationen, Zeitpläne und viele weitere Attribute hinzugefügt. So ist darin verzeichnet, wann zum Beispiel Komponenten oder Bauteile, wie Wände, Decken, Rauchmelder etc. verbaut werden müssen. Für den Gebäudebetrieb werden im sogenannten as-bulit-Modell auch Wartungsanweisungen und end-of-life-Termine hinterlegt, so dass der Gebäudeservice alles im Überblick und unter Kontrolle hat. Kurz und einfach: BIM ist die Zukunft der Planung und des Gebäudebetriebs.
Was sind die Vorteile von BIM in der Praxis?
Dr. Peter Burnickl: Die Vorteile sind ganz klar: Kollisionen lassen sich früher und einfacher feststellen. BIM-Manager etwa haben die Aufgabe, die Planung zu koordinieren und die Pläne zu überwachen. Man könnte sagen, dass hier teilweise Projektsteuerungsaufgaben übernommen werden. Die Planungspartner können durch die Arbeit an einem Gebäudemodell schneller reagieren und Abstimmungen einfach und unkompliziert durchsprechen und Gebäude daher optimieren. Die Planungszeit wird so, wenn alles korrekt gemacht wird und alle an einem Strang ziehen, kürzer.
Wo liegen die Nachteile gegenüber früher?
Dr. Peter Burnickl: Die Nachteile sind die Datenmengen und der anfängliche Aufwand, alle Beteiligten ins Boot zu holen. Wenn Planungen in den ersten Leistungsphasen architektonisch sehr volatil sind und häufig und maßgeblich geändert werden, dann kann es schnell ein Fiasko werden. Daher empfehle ich mit meinem derzeitigen Projekt-Knowhow, dass man zum Beispiel in der Leistungsphase 2 versuchen sollte, die Eckpfeiler der Architektur gerade zu ziehen. Erst dann, wenn diese steht, sollte man in die BIM-Planung einsteigen. Es ist in Deutschland leider eher selten, dass gute und durchdachte Grundlagenermittlungen und Nutzerbedarfs-Programme durchgeführt werden. Die sogenannte „Leistungsphase 0“ empfehle ich allen Bauherren.
Wo wird BIM bereits in der Praxis angewandt? Haben Sie dafür Beispiele und Erfahrungswerte?
Dr. Peter Burnickl: Wir betreuen mit unseren 100 Mitarbeitern rund 230 Bauvorhaben. Rund zehn Prozent wollen mit der BIM-Methode planen und rund fünf Projekte sind, wie ich es nenne, echte BIM-Projekte. Die Erfahrungswerte steigen rasant an. Mein Fazit ist ganz klar: Wenn alle wollen, allen voran der Bauherr und der Architekt, dann ist es heute möglich. In anderen Ländern ist das schon lange Standard, daher sollten wir auf den rasant anfahrenden Zug endlich aufspringen und Neues wagen. Unsere ersten Erfahrungen sind sehr positiv und unser erstes BIM-Projekt ist im Mai bezugsfertig.
Warum kam bei diesem Projekt BIM zum Einsatz?
Dr. Peter Burnickl: Weil der Bauherr das so wollte. Mittlerweile sind alle mit vollem Elan dabei und haben Spaß daran, alles zu testen und zu versuchen. Fehler sind hier erlaubt, was alles vereinfacht. Offene Worte und ein ehrlicher Austausch werden gelebt. So macht unsere Ingenieursarbeit Spaß!
Zu welchen Verbesserungen hat diese Planungsmethode konkret geführt?
Dr. Peter Burnickl: Zum einen ist der Austausch mit den Projektbeteiligten deutlich intensiver und ausführlicher. Das kann nur Vorteile für den Bauherrn haben. Zum anderen ist man dazu gezwungen in früheren Phasen genauer zu arbeiten. Das wiederum erleichtert die Arbeit in der Ausführungsplanung deutlich. Auch hier: Wichtig ist, dass die Grundrisse frühzeitig eingefroren werden.
Beitragsbild: festfotodesign – stock.adobe.com